Online CO2e-Emissionen – Ist das Internet nachhaltig?

Viele Menschen glauben das Internet sei nachhaltig. Wir erklären dir, warum das nicht unbedingt der Fall ist und geben einige Negativbeispiele an.
Nicht nur in der Offlinewelt ist Nachhaltigkeit wichtig

Vor etwas über einem Monat war der deutsche Earth Overshoot Day 2021 (05.05.21). Dies ist kein Grund zum Feiern. Der Earth Overshoot Day beschreibt den Tag im Jahr, nach welchem die Menschen über die planetaren Grenzen hinaus leben. Das bedeutet, dass bis zu dem Zeitpunkt alle Ressourcen aufgebraucht sind, die die Natur innerhalb eines Jahres regenerieren kann. Wenn alle Menschen auf der Welt so leben würden wie wir in Deutschland, wäre dies also erschreckenderweise schon im Mai der Fall.

Mittlerweile ist in breiten Teilen der Gesellschaft angekommen, welche Tätigkeiten und Technologien besonders zu einer Verschlimmerung der Klimakrise führen. Dabei denken viele erst einmal nur an das Offline-Leben und vergessen dabei das Internet. Mehr noch; Viele gehen davon aus, das Internet sei grün, da hier keine Rohstoffe wie Papier verbraucht werden würden. Leider verbraucht jedoch jeder abgespielte Song, jedes angeschaute Video und jeder Websiteaufruf Energie. Wir alle wissen, das summiert sich schnell und treibt damit den Verbrauch in die Höhe. Natürlich ist – wie immer – individuelle Konsumkritik sehr einfach, das Hauptproblem ist aber systemischer Natur! Es ist wichtig, große Unternehmen und Konzerne zur Rechenschaft zu ziehen und politische Regulierungen zu fordern.

Wir sind ein kleines Unternehmen mit relativ geringem Impact. Trotzdem sehen wir uns, vor allem weil wir im Online-Bereich tätig sind, ebenfalls in der Verantwortung. Deshalb setzen wir einen Fokus auf nachhaltiges Webdesign. Ohne ein Bewusstsein dafür können Websites sehr schnell sehr groß werden und mit der Größe der Website steigen auch die Emissionen beim Aufruf dieser. Webdesigner:innen stehen also in einer besonderen Verantwortung, da sich die Emissionen mit der Anzahl der Seitenaufrufe potenzieren.

Was genau ist am Internet nicht nachhaltig?

Treten wir nochmal einen Schritt zurück: Was genau ist denn nicht nachhaltig am Internet? Das Internet ist inzwischen für mehr Emissionen verantwortlich als die gesamte Flugzeugindustrie. Die Verarbeitung, die Interaktion und das Speichern von Daten benötigen Strom. Dieser wird leider momentan meist nicht erneuerbar erzeugt.

Natürlich sollte nicht nur das Nicht-Sichtbare, der Strom, betrachtet werden; Technische Geräte sind ebenfalls Teil des Problems. Dazu gehören die Server sowie alle Geräte, die die meisten von uns täglich verwenden, wie Laptops, Smartphones und Tablets. Hierbei gibt es vor allem zwei Problemfelder:

  1. Die Produktion elektronischer Geräte sorgt für jede Menge toxischen Müll. Dieser ist stark umweltbelastend. 70-90% der durch ein digitales Gerät verursachten Verschmutzung entsteht bereits bei der Herstellung (McGovern 2020: S.15). Außerdem werden die benötigten Rohstoffe meist unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen abgebaut und weiterverarbeitet.
  2. Die Nutzungsdauer elektronischer Geräte ist, wie wir alle wissen, superkurz. Das ist besonders problematisch, da die Bauweise der Geräte Recycling erschwert bis unmöglich macht.
Negativbeispiele für nicht vorhandene Nachhaltigkeit im Internet

Damit du dir eine Vorstellung davon machen kannst, was für negative Auswirkungen das Internet haben kann, beschreiben wir im Folgenden drei Negativbeispiele. Hierbei handelt es sich nicht unbedingt um die Schlimmsten und definitiv nicht um die Einzigen.

Bitcoin

Der Klassiker unter den Negativbeispielen ist Bitcoin. Beim Mining von Bitcoins werden von vielen Computern komplexe Berechnungen durchgeführt. Dabei wird eine riesige Menge Energie verbraucht, in den meisten Fällen natürlich nicht aus erneuerbaren Quellen. Momentan ist dieser Energieverbrauch jährlich genauso groß wie der Gesamtverbrauch der Niederlande (NBC News). Die Emissionen belaufen sich dabei auf 22 bis 22.9 Millionen Tonnen CO2 im Jahr. Diese Menge verursacht auch Hamburg (Heise).

Tracking und Profiling

Durch Tracking und Profiling zeichnen große Techkonzerne im Internet jede Menge Daten über jeden von uns auf. Dies führte nach einer Berechnung von 2016 für jede:n Internetnutzer:in zu einem halben Gigabyte Daten pro Tag. Das entspricht ca. 180GB pro Jahr. Mit 4.48 Milliarden aktiven Internetnutzer:innen (Oktober 2019) entspräche das der Menge CO2, die von 340 Millionen Bäumen gespeichert werden kann. (McGovern 2020: S.118)

Websitegrößen

Die durchschnittliche Datengröße einer Website steigt stetig an. Inzwischen ist eine von einem Desktop aufgerufene Website im Schnitt über 2MB groß. Damit hat sich die Menge der Daten seit 2013 verdoppelt und seit 2011 sogar vervierfacht. (httparchive.org)

Ist das Internet durch und durch schlecht?

Das Internet ist natürlich nicht durch und durch schlecht. Abhängig vom Design und der konkreten technischen Umsetzung kann es sowohl Teil der Lösung als auch Teil des Problems sein. Es ist wichtig, im gesamten Entwicklungsprozess Nachhaltigkeit mitzudenken. Dabei geht es nicht nur darum, Dinge so nachhaltig wie möglich zu gestalten, sondern auch ihre Notwendigkeit zu hinterfragen.

 

McGovern, Gerry (2020): World Wide Waste: How digital is killing our planet – And what we can do about it. Silver Beach Publishing. Gormanston.